Tansania

Wageni - Besucher

Liebe Familie, liebe Freunde, Liebe Bekannte,

Meine ganze Familie (also Mama, Papa, Martha und Emil) kamen nach Tansania um sich anzuschauen wo ich hier leben und was ich hier mache und natürlich auch für etwas Sightseeing.

Ankunft in Arusha
Nachdem meine Familie über Nacht geflogen ist und ziemlich früh am Morgen am Flughafen in Arusha ankam, nutzen wir den ersten Tag vor allem zum Ausruhen, uns endlich mal wieder ohne Verzögerungen und Störungen unterhalten zu können und uns die nähere Umgebung des Konvents anzuschauen. Auch hat meine Familie dort schon die ersten Schwestern kennen gelernt, mit denen ich zusammenlebe und die zu dem Zeitpunkt auch in Arusha waren.

Am zweiten Tag sind wir alle zusammen in die Innenstadt von Arusha gefahren, da das Konvent doch ziemlich Außerhalb liegt. Und allein schon das in die Stadt kommen für alle eine ziemlich spannende Unternehmung wurde, da man das Dala Dala fahren so von Deutschland doch nicht kennt. In einem Dala Dala sitzen meistens bis zu 25 Menschen in einer Art VW Bus gequetscht und so fährt man (natürlich auch nicht angeschnallt) bis man dem Fahrer mitteilt, dass man hier gerne wieder aussteigen möchte (es gibt zwar Haltestellen, aber die sind so nicht wirklich erkennbar, sondern man muss schon wissen wo man raus möchte). Die Stadt an sich hielt natürlich aber auch viele Eindrücke für meine Familie bereit. Hier nutzen wir vor allem auch die Gelegenheit, um Dinge wie Postkarten und Souvenirs zu erstehen, da das hier schon die beste Gelegenheit war.

Auf Safari
Nach zwei schönen Tagen in Arusha ging es für uns los auf Safari. Wir besuchten die zwei National Parks Tarangiere und Ngorongoro um uns das Leben der wilden Tiere Afrikas anzuschauen. Begleitet wurden wir von dem sehr netten Guid Eljud, der auf Grund seines

Studiums in Deutschland, perfekt Deutsch konnte, was die Safari für uns ziemlich entspannt machte. Am ersten Tag unserer Tour besuchten wir Tarangiere, der auch der Elefanten Nationalpark genannt wird. Und tatsächlich sahen wir dort viele Elefanten. Aber auch Zebras, Gnus, Giraffen, Affen, Antilopen, … Ganz besonders war für uns alle eine Walking Safari, also ein Spazierganz durch die Wildnis. Währen man sonst sich die Nationalparks ausschließlich aus dem Auto anschaut, durften wir uns zusammen mit einem Parkranger auch für ein paar Stunden zu Fuß auf den Weg machen. Interessant dabei zu beobachten war, dass die Tiere tatsächlich vorher so nicht Nähe kamen. Dennoch hatten wir auf eine andere Art das Gefühl, mehr mit ihnen auf Augenhöhe zu sein. Auch entdeckt man zu Fuß viel mehr Details und kleine Dinge, die einem aus dem Auto nicht so auffallen (wie verschieden Arten von Termiten, verschiedene Tierspuren, …). Ich denke auch, dass wir in der gesamten Zeit der Safari, aber auf dem Spaziergang ganz besonders, viel über die Umwelt mit seiner Flora und Fauna (aber durch unseren Guid auch nochmal viel über die Kultur und die Menschen) Tansanias gelernt haben. In Tarangiere haben wir auch im Nationalpark übernachtet, um uns vor Sonnenaufgang auf Pirschfahrt zu begeben. Sowohl das Übernachten im Park in einer Hütte, die zum größten Teil aus Zeltplanen bestand, wie auch die Fahrt in der Dämmerung waren besonders. In der Nacht fühlte ich mich durch die vielen Geräusche, die teilweise doch auch von sehr nahekamen, sehr mit der Natur um mich herum verbunden. Meine Schwester hat in der Nacht zwar nicht so gut geschlafen, dafür konnte sie vom Bett aus Giraffen vor unserer Hütte beobachten. Und in der besonderen Atmosphäre der Dämmerung haben wir auf unserer Fahrt durch den Park dann auch tatsächlich Löwen gesehen.

Nach dem anschießenden Frühstück ging es für uns weiter nach Ngorongoro, dem ehemaligen Krater eines Vulkans, in dem sich heute ein Nationalpark befindet, indem es möglich ist alle Big Five (Löwe, Nashorn, Büffel, Elefant und Leopard) zu sehen. Ganz ist es uns das nicht gelungen und so haben wir das scheuste
Tier, den Leoparden, nicht entdeckt und auch ein Nashorn nur so weit aus der Ferne gesehen, dass sich außer Eljud niemand sicher war, ob es tatsächlich ein Nashorn war. Wir waren alle auf jeden Fall sehr beeindruckt sowohl von den Tieren, die wir gesehen haben, wie auch von der so abwechslungsreichen Landschaft.

Bevor wir wieder zurück nach Arusha gefahren sind, haben wir uns
noch Karatu, die Stadt, in der wir nach unserem Tag in Ngorongoro übernachtet haben, angeschaut und sind dort auch auf dem Markt gewesen. Ich fand es sehr lustig, dass die Menschen dort immer wieder überrascht waren, wenn sie gehört haben, dass ich mich mit ihnen auf Kiswahili unterhalten kann.

Besuch der Schwestern in Magogo

Nach ein paar weiteren Tagen in Arusha fuhren wir mit dem Bus nach Morgogoro (eine Fahr von fast zwölf Stunden, die besonders wegen des sehr lauten Fernsehers, anstrengend wurde) um dort in der Nähe Pallottinerinnen in dem Massaidorf Magogo zu besuchen. Das hatte ich, obwohl ich es mir schon das ganze Jahr vorgenommen hatte, selbst auch noch nicht gesehen.

Hier wurden wir sehr herzlich von den zwei Schwestern dort und den elf Kindern, die dort im Internat der Schwestern wohnen, aufgenommen. Die Schwestern haben sich die ganze Zeit super lieb um uns alle gekümmert und uns sehr vieles in der Umgebung ihres Konvents gezeigt. So gingen wir an einem Nachtmittag mit einer der Schwestern zusammen zwei Massaifamilien besuchen, mit denen die Schwestern befreundet sind. Diese Besuche eröffneten uns den Einblick in eine, auch für mich, nochmal ganz andere Lebenswelt. Die Massai leben in Polygamie zusammen und oft sehr traditionsbewusst, was sich z.B. in der Kleidung auch deutlich wiederspiegelt. Ich persönlich finde es wichtig und gut, die eigene Kultur nicht zu vergessen und freue mich immer, wenn ich sehe, dass nicht alle dem westlichen Einfluss folgen und sich damit immer alles immer mehr angleicht und das Individuelle verloren geht. Auf der anderen Seite sehe ich hier und bekomme es auch über die Schwestern mit, dass es bei dem Massai so auch zu vielen Problemen führt. Dadurch, dass ein Mann mehrere Frauen heiraten kann und für jede eine Aussteuer an die Familie (in Form von Kühen) bezahlen muss, verheiraten die Väter oft schon sehr früh ihre Töchter, ohne ihnen vorher eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Durch das sehr Patriarchale System haben die Mädchen auch so gut wie keine Rechte und können sich z.B. gegen eine Heirat so gut wie nicht wehren. Aber obwohl die Frauen dort oft so machtlos scheinen, habe wir dort auch wahnsinnig starke Frauen kennen gelernt. Eine Mama dort hat entschieden, dass sie nicht möchte, dass ihre Tochter dieses Schicksal ereilt und hat sich darum gekümmert, das sie nun in Siuyu auf die Schule der Schwestern gehen kann. Die Schwestern erzählten mir auch, dass diese Mama sich auch dort im Dorf um die Rechte der Frauen bemüht und andere Frauen berät und das sehr offensichtlich sehr klug, und dass obwohl sie selbst kaum eine Schulbildung erhalten hat.

Aber man darf sich jetzt kein zu negatives Bild der Situation von dort ausmalen. Auch hier habe ich eine echte Freude erfahren können, wie ich sie aus Deutschland kaum kenne, als wir mit ein paar Mädchen und ihren Mamas an dem Nachmittag zusammen gesungen und getanzt haben.

Zum anderen bewundere ich die Schwestern, die dort leben. Sie schaffen es momentan zu dritt das Konvent zu schmeißen und mit zwei weiteren Lehrern zusammen eine Grundschule aufzubauen, die weit über dem tansanischen Standard liegt. Gleichzeitig versuchen sie die eben aufgeführten Probleme in ihrer Umgebung anzugehen und gehen dabei aber mit soviel

Gut eine Woche verbrachten wir am Ende des Besuchs in Siuyu. Auf diesen Teil hatte ich mich schon von Anfang an mit am meisten gefreut, da ich hier meiner Familie nach einem Jahr endlich zeigen konnte, was ich hier machen und was mir daran so gut gefällt. Sie konnten hier die Schwestern, die Kinder aus dem Center und auch meine nun schon nicht mehr ganz so neue Mitbewohnerin kennen lernen. Aber auch hier haben wir von Siuyu aus Ausflügen unternommen. Wir waren zusammen auf einem Wochenmarkt in Njia Panda, haben mit den Kindern aus dem Center zusammen auf den Felsen gepicknickt und waren selbst auch noch mal so da (der Rest der Familie sogar zweimal, sodass sie sich am Ende dort vermutlich besser auskannten als ich) und waren Stoffe, einen traditionellen Kocher, Kochlöffel, … in Singida shoppen.

An einem Tag sind wir zusammen mit einer Schwester zu heißen Quellen gefahren in denen wir denen wir tatsächlich gebadet haben (auch wenn das Wasser, nachdem es auch als Waschplatz benutz wird nicht ganz so sauber aussah) und damit sehr viel Aufsehen erregt haben (wir waren zwar nicht die einzigen im Wasser, aber halt die einzigen Wazugu). Auch wollte Sr Redempta leider nicht mit ins Wasser, da ihr zu viele junge Männer zugesehen haben, aber sie meinte das wir das an einem ruhigen Tag nachholen, worauf ich mich schon sehr freue. Anschließend waren wir dann noch bei einem Priester aus dem Ort Misughaa zum Mittagessen eingeladen (wobei wir alle anschließend dort auch noch ein Mittagsschläfchen gehalten haben).

Geburtstage
In der Zeit ihres Besuches hatten sowohl meine Mama, wie auch mein Papa Geburtstag. Und aus meiner Sicht waren beide Tage besonders. An dem Tag, an dem wir die Massaifamilie besucht hatten, war auch der Geburtstag von meinem Papa. Abends hatten die Schwestern dann auch ganz spontan groß aufgekocht und es irgendwie geschafft einen tollen Geburtstagskuchen zu organisieren.

Für meine Mama haben Silja und ich dann selbst gebacken. Auch ihr Ehrentag war dann mit dem Ausflug in Misughaa ein sehr schöner Tag und nachdem wir schon mittags ein Festessen hatten, wurde auch bei den Schwestern beim Abendessen auch noch gesungen und getanzt, wobei es dann anschließend natürlich auch unseren Kuchen gab.

Ich glaube nicht, dass ich diesen Urlaub gerecht diese Rundmail schreiben kann, sondern kann nur hoffen euch durch einzelne Erzählungen daraus und mit Bildern euch einen
kleinen Einblick geben kann.

Nachdem ich aber ja nicht die einzige war, die an diesem Urlaub teilhatte, lasse ich nun auch noch meine Familie hier zu Wort kommen. So schildert hier mein Papa seine Urlaubseindrücke:

„Für uns hat die Reise natürlich bereits in München und schon einige Tage vor dem Abflug begonnen. Gespannt waren wir darauf ob die „Planung“ von Cosima bzw. ihr Gottvertrauen auch wirklich funktioniert. Wir hätten gerne ein bisschen mehr gewusst, wann, wie, was stattfindet. Aber da musste ich als Familienvater dazulernen, dass dies bei einer Reise in Tansania überbewertet ist. Wir sind über Nacht geflogen und waren wirklich sehr früh am Morgen am Flughafen angekommen. Die Einreise hat problemlos funktioniert, wir hatten unsere Visa online bestellt, unserer gültigen Reisepässe dabei und alle Sicherheitschecks dadurch sehr schnell passieren können. Vor dem Flughafengebäude wurden die anderen Passagiere von den Hotels oder Safari-Anbietern abgeholt und nach kurzem Warten kam unsere Tochter mit einer Schwester und einem Fahrer, um uns abzuholen. Dieses Treffen nach mehr als einem Jahr war wirklich sehr schön und es hat uns sehr gefreut, dass Cosima den Weg zum Flughafen in Begleitung einer

Schwester unternehmen konnte. Unser Empfang im Konvent war ebenfalls sehr herzlich. Wir konnten uns Ausruhen und hatten dann bereits die erste Feier im Konvent, denn eine Schwester wurde nach Rom entsandt und dieser Abschied wurde ausgiebig gefeiert.

Nach kurzer Eingewöhnung hat dann auch schon unsere Safari begonnen. Wir wollten Emil die wilden Tiere in freier Natur, auf die er sich besonders gefreut hat, möglichst bald zeigen. Und die Safari war wirklich großartig. Wir hatten einen super netten Guide, der uns bestens geführt hat. Mit unserem Programm waren wir sehr zufrieden, haben außer Leoparden und Nashörnern alles gesehen und haben die Annehmlichkeiten eines „Luxusurlaubs“ genossen. Uns war klar, dass dies nicht das wirkliche Tansania ist, da man sich doch in einer Touristen Wohlfühl-Blase bewegt. Beeindruckt waren wir und unser Guide auch, wie gut Cosima Kisuaheli spricht. Sie konnte sich mühelos mit den Marktfrauen unterhalten. Bei einer Marktküche hat sie die Rezepte mit einer Köchin ausgetauscht und uns gezeigt wie man auf einem tansanischen Herd kocht. In diesem Moment waren wir von den anderen Marktbesuchern das bewunderte Fotomotiv auf unserer Safari.

Nach der geplanten Safari hatten wir keine gebuchten Termine mehr und konnten uns in Abstimmung mit den Schwestern auf unsere weiteren Reisestationen einlassen. Cosima hat alles mit den Schwestern besprochen. Sie haben uns auf eine besondere Tour geschickt, an Orte die Cosima auch noch nicht kannte. Dabei wurden wir immer von ihren Gebeten begleitet. Wir sind also zu fünft mit „großem“ Gepäck in öffentlichen Verkehrsmitteln durch das Land gereist. Es waren interessante Orte und vor allem sehr interessante und lehrreiche Begegnungen, die wir in dieser Zeit hatten. Wir waren Teil der Gemeinschaft und haben trotz unserer besonderen Stellung zu einem gewissen Grad auch am Alltag teilhaben können.

Cosima war es am wichtigsten uns ihre Arbeit vor Ort zu zeigen. Dafür hatten wir dann noch eine gute Woche Zeit. Wir haben mit den Kindern vom Center den Ausflug, den bereits meine Mutter und Marilen mit Cosima und Sister Rosy unternommen haben, wiederholt. Sister Rosy selbst konnte dieses Mal leider nicht dabei sein, weil sie zum Retreat (zum Schweigen) nach Arusha abreisen musste. So sind wir mit einer etwas kleineren Gruppe Kindern und einer Mama auf die Felsen in der Umgebung gewandert. Aufgrund der zum Teil starken körperlichen Einschränkungen der Kinder hatte ich Bedenken und war durchaus angespannt. Aber die Kinder haben sich hervorragend geholfen und kommen mit den unwegsamen Gegebenheiten erstaunlich gut zurecht. So war es ein echtes Vergnügen auf den Steinen Zeit zu verbringen und die herrliche Natur zu genießen.

Wir haben uns auf den Rhythmus des Konvents eingelassen mit Morgengebet, Mittagsandacht und abends Gottesdienst oder auch umgekehrt, insgesamt also viel Zeit für Gebete. Haben dennoch viele Einblicke in die Arbeit der Schwestern vor Ort bekommen. So haben wir auch das Internat besichtigt. Auch dort arbeitet Cosima zu ihrem Leidwesen im Sekretariat mit. Viel lieber verbringt sie die Zeit im Center mit den

behinderten Kindern und Sister Rosy. Aber sie nimmt alles sehr gelassen und familienintern sprechen wir immer davon, dass Cosima ganzschön im „Afrikamodus“ ist.

Irgendwann ging der Aufenthalt zu Ende und wir wurden sehr herzlich verabschiedet. Es haben uns wieder Cosima, eine Schwester mit einem Fahrer zum Flughafen gebracht. Emil hat beim Abschied sehr geweint, weil er nun seine Cosima wieder für ein Jahr nicht sehen würde. Sonst war die Rückreise unkompliziert. Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie einfach eine solche Fernreise heute geht. Wir haben uns vorgenommen eine ordentliche Portion der tansanischen Gelassenheit für unseren Alltag hier in München zu bewahren und haben gebetet, dass die Einstellung nicht bereits bei der Rückfahrt vom Flughafen im allgemeinen Getümmel verloren geht. Bisher ist es uns, denke ich, relativ gut gelungen.“

Insgesamt verflog mir die Zeit viel zu schnell, die ich mit meiner Familie hatte. Aber auch jetzt ist es noch immer sehr schön, dass sie hier waren, da wir uns nun ganz anders über Siuyu und die Menschen hier unterhalten können, weil sie nun einfach ihre eigenen Bilder dazu im Kopf haben.

Damit sende ich euch ganz liebe Grüße aus der Ferne Cosima

Besuch in Tansania