Ruanda

"Amakuru" aus Kinoni

Zwischenseminar

Ende Februar hatte ich für fünf Tage mein Zwischenseminar am Kivu-See. Dort traf ich mich mit fünf anderen Freiwilligen meiner Organisation und einer weiteren Freiwilligen. Unter Anleitung zweier Teamerinnen, die vor einigen Jahren selber als Freiwillige in Ruanda und Tansania waren, beschäftigten wir uns mit vielfältigen Themen. Beispielsweise redet wir über verschiedene Phasen des Kulturschocks, die wir schon erlebt haben, und darüber, wie es sein wird, von Ruanda Abschied zu nehmen. Das Seminar war anstrengend, aber hat mir persönlich sehr geholfen, die vergangenen Monate besser einzuordnen und mit klar formulierten Zielen in die restlichen Monate zu starten.

Mitarbeiten

Morgendlicher Plausch mit Jean Bosco, dem Nachtwächter unsere Schule. Wir wechseln fast jeden Morgen ein paar Worte, wenn er seine Arbeit beendet und ich mich auf den Weg zu meiner mache. Ein liebgewonnenes Ritual und hier in Kinoni fast Standard. Wenn man sich begegnet, grüßt man sich freundlich und fragt, wie die “Neuigkeiten” (“Amakuru”) sind. Also

genauso, wie ich es von meinem Zuhause auf dem Dorf gewohnt bin.

Ich denke, ich habe mir in den letzten Monaten den Titel einer Maisverarbeitungs-Expertin erarbeitet. Im Folgenden zähle ich einige Arbeitsschritte auf, die es braucht, bis man Maismehl hat, das wir in der Schule beispielsweise dafür verwenden, das Frühstück der Kinder zu kochen. Aus Maismehl wird nämlich u.a. Maisbrei hergestellt, den ich jeden Tag um 10 Uhr für die Kinder in Becher abfülle.

Nachdem man den Mais geerntet hat, werden die äußeren Blätter abgezogen und die inneren Blätter zusammengeknotet, sodass die Kolben zum Trocknen aufgehängt werden können. Dies mache ich rechts unter den wachsamen Augen von Howa und Vitale.

Wenn die Kolben getrocknet sind, werden die Maiskörner abgemacht. Gar nicht so einfach, wie man denkt! Ich habe mir prompt eine Blase am Daumen geholt. Dies hat sehr zur Erheiterung von Aimerance und Soeur Gloriose geführt, aber nach einigen Versuchen hatte ich den Dreh raus und war fast so schnell wie die Anderen. Diese Arbeit nahm zahlreiche Nachmittage in Anspruch, und hat mir viel Spaß gemacht, weil ich währenddessen Zeit hatte, mich mit meinen Kolleg:innen über alles mögliche von Familie bis Lieblingsmusik auszutauschen. Die “fertigen” Maiskörner wurden jeden Nachmittag in der Sonne getrocknet, und schlussendlich mussten wir die Körner nur in Säcke packen, diese mit dem Schulbus zum Mahlwerk bringen, und nach einigen Tagen hatten wir unser Maismehl. Für unsere fleißigen Helfer:innen haben wir natürlich einige Kolben übrig gelassen, die Pacifique und Janine grillten und dann unter uns allen aufgeteilt wurden.

Dieser ganze Prozess hat bei mir dazu geführt, Lebensmittel viel mehr zu schätzen. Schließlich erscheint auch in Deutschland Mehl nicht “einfach so” im Supermarkt.

In der Woche vor den Osterferien haben die Lehrerinnen, unsere Schulleiterin und ich uns zum “Apostolat” aufgemacht. Wir haben Schüler:innen von uns in ihrem Zuhause besucht. Dabei durfte ein Besuch bei meinen Lieblingszwillingen aus meiner Baby Class natürlich nicht fehlen.

Chamis und Chemas waren ziemlich perplex, als plötzlich ihre Lehrerinnen in der Tür standen. Ihre Mama und Oma bereiteten für uns leckeren Maisbrei vor und wir verbrachten einen schönen Vormittag mit viel Gelächter. Chamis zeigte mir fröhlich ihre Nachbarschaft und wir genossen den schönen Blick vor der Haustür. Als wir dann schließlich getrennte Wege gehen mussten, hat Chamis angefangen zu weinen. Sie hatte gehofft, dass wir zusammen zur Schule gehen. Darauf muss sie leider bis nach den Osterferien warten.

Für den letzten Tag vor den Osterferien hatte mein Mit-Freiwilliger Alexander eine super Idee: Ostereier anmalen. Unser Hausmeister Jean-Claude besorgte uns also circa 160 Eier, die wir zu Hause kochten und dann am nächsten Tag mit den Kindern bemalten. Jede:r Schüler:in durfte seiner/ihrer Kreativität freien Lauf lassen und mit Wassermalfarbe, Wachsmal- und Filzstiften drauf los malen. Das Endergebnis gab es dann mittags zu essen.

Pasika nziza (Frohe Ostern)

Was ist das Beste an Ostern? In Deutschland hätte ich auf diese Frage “Zeit mit der Familie und Schokoeier” geantwortet. In Ruanda? Definitiv die Trommeln! Wie bei jedem großen Fest wurde auch an Ostern vor der Kirche getrommelt. Am Ostersamstag versammelten wir uns zu den Trommelklängen nachmittags ums Osterfeuer. Besonders die Kinder waren aufgeregt, wie der Abend weiter verläuft — ich natürlich auch.

Nach einigen Minuten erwartungsvollen Warten kam schließlich Père Emmanuel aus der Kirche und entzündete die Osterkerze. Danach zogen wir feierlich in die dunkle Kirche ein. Sobald alle einen Platz gefunden hatten, wurde das Licht der Osterkerze durch die Kirche weitergeben. Es war ein magisches Bild zu sehen, wie alle im Schein ihrer Kerzen erwartungsvoll nach vorne blickten und der Ostergeschichte lauschten.

In der Osternacht wurden außerdem 110 (!) junge Erwachsene getauft. Die Messe dauerte deshalb fast fünf Stunden, sodass wir gegen 22.30 die Kirche verließen. Beim letzten Lied hielt der Chor seine Kerzen in die Luft, auch wir entzündeten unsere Kerzen nochmal und alle gaben alles — wir klatschten, tanzten und sangen aus voller Kehle mit. Ein tolles Gemeinschaftsgefühl! Am Ostersonntag wurden in der dritten Messe nochmal 17 Babies und Kleinkinder getauft, u.a. auch Salvantia, die Tochter unserer Schulköchin Claire. Da durften wir natürlich nicht fehlen.

Abends gingen wir dann noch rüber zu unseren Nachbarinnen, den Vinzentinerinnen. Wie immer ein schöner Abend, an dessen Ende ein Schnappschuss nicht fehlen durfte.

Am Ostermontag war noch schulfrei, aber ansonsten sind keine besonderen Veranstaltungen mehr. In Ruanda wird Ostern am Samstag und Sonntag groß gefeiert und diese zwei Tage werde ich in sehr guter Erinnerung behalten.

Ausblick: Wie geht’s weiter?

Wie schnell die Zeit vergeht. Ich bin nur noch circa vier Monate in Ruanda. Davon arbeite ich noch ungefähr drei Monate in der Schule, bis die Abschlussprüfungen des Schuljahres beginnen. Das nächste Trimester startet mit einer großen Veränderung: unsere bisherige Schulleiterin Schwester Gloriose (auf dem Foto ist unser Abschied zu sehen) wurde nach Belgien versetzt und eine neue Schwester, Sr. Prisqa, kommt an unsere Schule. Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit ihr. Ich werde die

estliche Zeit mit den Kindern genießen und bin mir sicher, dass die Zeit bis zur Verabschiedung viel zu schnell vergeht.

Ein weiteres großes Ereignis wird die Eröffnung einer neuen Kirche, die von der Pallottinischen Gemeinschaft hier in Kinoni aufgebaut wurde. Die Einweihungsfeier wird wohl “das Ereignis des Jahres”, zumindest wenn ich einigen Leuten hier in Kinoni Glauben schenken darf. Ich bin schon gespannt. Ich werde Sie und Euch in meinem nächsten Rundbrief auf jeden Fall mit Informationen versorgen.

Nahejo! (Bis bald!)

Mein MaZ-Jahr in Ruanda wird finanziell vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Programm “weltwärts”) unterstützt. Jedoch deckt dieser Betrag nicht alle Kosten. Meine Entsendeorganisation ist deswegen auf Spenden angewiesen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie/Ihr mich und mein MaZ-Jahr auch finanziell unterstützen. Die Pallottinerinnen als Entsendeorganisation sind als gemeinnützig anerkannt, Ihre/Eure Spende ist also steuerlich absetzbar.

Empfänger: Pallottinerinnen

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Zweck: 200006 + eigene Adresse

Murakoze cyane!

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Ostern in Ruanda