Indien
Arbeiten in der Schule
Vanakam,
heute schicke ich euch meine vierte Rundmail aus Indien. Im Oktober ist wieder viel passiert. Unter anderem haben wir angefangen richtig in der
Schule mitzuarbeiten. Deswegen möchte ich euch
in dieser Mail meinen Schulalltag etwas genauer
schildern.
Ich arbeite in der Pallotti Primary School und dem
dazugehörigen Kindergarten. Der Kindergarten
wird nochmal unterteilt in den Lower
Kindergarten (LKG), in dem es zwei Gruppen gibt
(A und B) und den Upper Kindergarten (UKG), in
dem es ebenfalls zwei Gruppen gibt (A und B). Im
LKG sind die jüngeren Kinder, circa vier Jahre alt
und im UKG sind die älteren Kinder, circa 5 Jahre
alt. Außerdem gibt es von der Klassenstufe eins
getragen werden.
bis fünf je eine Klasse. Die älteren Kinder, also von der 6.-12. Klasse besuchen die Higher Secondary
School. Dieses Schulgebäude liegt direkt gegenüber der Primary School. Zusammen mit Friederike, meiner Mitmazlerin, und mir arbeiten noch 11 weitere Lehrerinnen in der Primary School.
Da es in der Schule als Kleiderordnung für die Lehrerinnen vorgegeben ist einen Sari zu tragen, tragen auch Friederike und ich jeden Tag einen Sari. Das Binden eines solchen Saris ist ein kleines Mysterium für sich, mittlerweile kriegen wir es aber ganz gut hin. Trotzdem brauchen wir noch circa 30-45 Minuten dafür. Danach gehen wir frühstücken.
Unsere Arbeit in der Schule startet um 8.40 Uhr mit dem Teacher’s Prayer. Das ist ein kurzes Gebet, welches alle Lehrerinnen der Grundschule zusammen beten. Danach gibt es eine Assembly. Hierbei wird auch gemeinsam gebetet und gesungen. Außerdem werden die aktuellen Zeitungsüberschriften vorgelesen und am Ende gibt es ein kleines Quiz zu aktuellen
Unterrichtsthemen. Immer andere Schüler oder Schülerinnen übernehmen die Aufgaben, die unterschiedlichen Teile vorzulesen. Wenn die Schüler und Schülerinnen aus ihren Klassen auf den Schulhof marschieren, um sich aufzustellen wird deutsche Marschmusik gespielt, was am Anfang ziemlich witzig und unerwartet war.
Um 9 Uhr startet dann der reguläre Unterricht. Um 10.20 Uhr gibt es
die erste große Pause und wir sitzen mit den anderen Lehrerinnen im
Lehrerzimmer und trinken Kaffee oder Tee. Um 12.40 Uhr gibt es für
uns dann Lunch. Wir gehen also zurück ins PILLAR um dort Mittag zu
essen. Der Nachmittagsunterricht beginnt um 14 Uhr und geht bis 16
Uhr. Von 16.20 Uhr bis 18.20 Uhr findet die Tution statt, also eine Art Hausaufgabenbetreuung.
Friederike und ich in unseren Schulsaris, die jeden Montag
Das ist mein Stundenplan.
Ich bin hauptsächlich im Tamilunterricht (T) oder Englischunterricht (E) eingeteilt. Die Zahlen im Stundenplan stehen für die jeweilige Klassenstufe. Dort unterstützte ich die Lehrerin dann bei kleinen Korrekturaufgaben oder was sonst so anfällt, oder helfe Schülern oder Schülerinnen bei ihren Aufgaben.
Jeden Tag sind ein oder zwei Freistunden in meinen Stundenplan integriert. In dieser Zeit sitze ich entweder im Lehrerzimmer und lerne etwas Tamil, oder eine der Lehrerinnen kommt auf mich zu, um etwas für den Unterricht vor zu bereiten. So male ich in den Freistunden häufig Plakate oder bereite Arbeitsblätter vor.
In der zweiten Stunde, also von 9.40 Uhr bis 10.20 Uhr haben alle Kinder des Kindergartens Zeit auf dem Spielplatz zu spielen. Hier sind Friederike und ich auch immer dabei, und spielen mit den Kindern und begleiten sie auf dem Weg zum Spielplatz und zurück, das ist bei circa 120 Kindern nämlich nicht so einfach.
In der Zeit zwischen dem Mittagessen und dem Nachmittagsunterricht, bereiten Friederike und ich die Artclass vor. Hier haben wir eine halbe Stunde Zeit,
um mit den Kindern der ersten bis fünften Klasse zu
malen oder zu basteln. Wir haben jede Klasse in zehner
Gruppen unterteilt und uns Ausmalbilder überlegt. Auch für die ja doch bald anstehende Weihnachtszeit haben wir schon ein paar Ideen. Das macht ziemlich viel Spaß und auch den Kindern gefällt es gut sich kreativ auszutoben.
Eine weitere Aufgabe, die Friederike und ich
zusammen übernehmen, ist die Tution. Jeder von uns lernt in dieser Zeit mit zwei bis drei Schülerinnen oder Schülern zusammen Englisch. Wir achten darauf, dass die Kinder ihre Hausaufgaben anfertigen oder fragen sie etwas ab, wenn sie etwas lernen müssen. Zur Tution gehen nur die Schüler der High School, so dass wir dann mit Kindern aus der 6.-9. Klasse arbeiten.
Nach der Tution gehen Friederike und ich dann zusammen zurück ins PILLAR. Dort haben wir dann circa eine Stunde Zeit, um etwas zu entspannen. Um 19.45 Uhr treffen wir uns mit den fathers in einer kleinen Kapelle für einen Evening Prayer. Danach, meist so ab 20 Uhr gibt es dann ein gemeinschaftliches Abendessen mit einem anschließenden kurzen Abendspaziergang über das Gelände. Ab und zu lassen wir dann den Tag mit zweien der fathers im TV-Room ausklingen und gucken dort Filme (mal Englisch und mal auch Tamil). An manchen Abenden lernen wir auch gemeinsam mit einem father Tamil. Diese Sprache zu lernen ist leider wirklich ziemlich kompliziert.
Da wir aber auch in der Schule Tamilstunden besuchen, und auch im PILLAR viel mit Tamil umgeben sind, machen wir langsam Fortschritte.
Diesen Monat, am 15.10. hätte Dr. Abdul Kalam Geburtstag gehabt. Er war Wissenschaftler und ehemaliger indischer Präsident und ist dieses Jahr verstorben. Ihm zu Ehren gab es einen
„Raketenbestelwettbewerb“. Jede Klasse hat eine Rakete ins Rennen geschickt. Am Ende gewonnen hat die erste Klasse. Außerdem gab es für die Schülerinnen und Schüler
ein kleines Quiz.
Ein weiteres Ereignis in der Schule fand am 17.10 statt. An diesem Samstag gab es eine Informationsveranstaltung zum Thema „Wasser“. Es wurden Tänze und
Theaterstücke aufgeführt. Es gab aber auch kleine Videos, die verdeutlicht haben, wie Wasser verschmutzt wird, was man dagegen tun kann und, dass man in diesem verschmutzen Wasser nicht baden etc. darf.
Ein weiteres Ereignis von dem ich euch berichten möchte, ist ein hinduistisches Fest. Am 22.10. wird nämlich die Göttin der Bildung geehrt. Wenn man dieses Fest feiert, wird im Haus eine neunstufige Treppe aufgebaut. Auf jeder Stufe stehen unterschiedliche Lebewesen. Auf der obersten stehen die Götter, denn dieser Zustand ist für die Menschen der anzustrebende. An diesem Tag wurden alle wichtigen Schulbücher zu der Treppe gelegt, damit man erfolgreich mit ihnen lernen kann. Dieser Festtag ist das Ende einer neuntägigen Verehrung von unterschiedlichen Göttern. Wir durften dieses Fest gemeinsam mit der Rektorin der Grundschule und ihrer Familie feiern. So haben wir an diesem Tag zusammen zu Abend gegessen.
Ich schicke euch ganz viele Grüße aus Indien, Lydia