der Pallottinerinnen

posticon Andrea Beser MaZ in Bolivien 2017/2018

Ich war zwar im gleichen „Centro Dermatologico“, doch fühlte mich wie in einer anderen Welt, in einer Arbeiter-Welt. Ich arbeitete 6 Tage die Woche von 6 Uhr morgens bis 19 Uhr abends. Zu Beginn die Arbeitszeiten verfluchend, verliebte ich mich schnell in die wunderschöne Morgendämmerung, darin alle Mahlzeiten mit meiner Kollegin und den „peones“ (Landarbeiter) zu essen, diverse neue Schneide - Arten von Gemüse zu lernen, ach ja und natürlich schnell Kartoffeln zu schälen.

Denn das Schneidebrett wird nur zum Fleisch - Schneiden benutzt, Gemüse und Kartoffeln werden in der Hand haltend sehr zügig geschnitten. Das muss man auch erst mal können und fast täglich schnitt ich mir in die Hände oder die Mais - Schale tat es. Meine Daumen waren am Ende des Tages stets braun vom Kartoffel schälen und blutig, doch bald störte mich das herzlich wenig und es war sogar eine Art Erkennungszeichen unter Frauen. Hinzu kommt, dass ich lernte Hühner, Enten und Rinder zu zerlegen, da man Fleisch braucht und stets mit ganzen Tieren kocht.

Wir servierten das Frühstück um 7 Uhr an die Patienten, die „peones“, die Krankenschwester der Nachtschicht und an uns.

Schnell begann das Zubereiten des „refrigerio“ (Snack für das Personal), was ab 10.30 Uhr zur Selbstbedienung im Salon bereit steht.

Das Mittagessen, was stets aus Suppe, Hauptgericht (eins/mehrere je nach Diät der Patienten, ein anderes für die Arbeiter und Schwestern) und Nachspeise besteht, muss auch zügig zubereitet werden. Um 15 Uhr wird Tee mit Keksen/ Brot an die Patienten serviert. Und ab 16.30 Uhr steht wieder ein „refrigerio“ für das Personal bereit. Um 17 Uhr wird Abendessen an die Patienten und die „peones“ serviert.

Danach wird die komplette Küche geputzt, Kartoffeln für den nächsten Tag geschält und andere Vorbereitungen werden getroffen.

Immer wieder zwischendurch, je nachdem welcher Tag gerade ist, wird Brot für die ganze Woche gebacken, Hühner, Enten oder Rinder werden geschlachtet, gerupft und zerlegt, diverse Früchte, die im Centro wachsen werden gepflückt für die Zubereitung der Nachspeise oder des „refrigerios“, Teller werden eingesammelt, abgespült und/oder es werden „humintas“ gemacht.

Das mal als kleine Beschreibung des Alltages in dieser Krankenhaus - Küche. Es ist zu beachten, dass Obst, Gemüse und Fleisch aus eigenem Anbau kommen und dadurch das Essen an Frische nur so strahlt und köstlich schmeckt. Ich empfinde den Fraß in deutschen Krankenhäusern, der oft von Lieferservicen speziell geliefert wird, da es keine Köchinnen gibt, die für die Patienten kochen, doch nun zunehmend unfrisch und widerlich. Hier wiederum habe ich das Gefühl, die Patienten bekommen extra gutes, frisches Essen, damit sie schneller genesen. So wurde mir das mal von einer Kollegin erklärt.